Aus der Florentiner Zeit Hildebrands sind 25
weitgehend unbekannte mehrfigurige Reliefs erhalten. Sie befinden
sich zum Teil noch im Florentiner Haus. Aus der Münchner Zeit,
in der er zu seinem Bedauern nie einen grösseren Reliefauftrag
erhielt, haben sich 12 erhalten. Sie sind in architektonische Denkmal-
oder Grabmalaufträge eingebunden. Auch die frühen Reliefs
bezeugen, wie seine frühesten Einzelfiguren, eine vollkommene
Beherrschung dieser Kunstgattung. Auch in ihnen ist sichtbar befolgt,
was Hildebrand aus dem Studium alter Kunst und aus den von Marées
durchdachten und von seinem Schüler Pidoll überlieferten
Regeln lernte. Diese Regeln sind bei Esche-Braunfels nachzulesen.
Hildebrand hat von Anfang an auf sehr eigenständige Weise Marées´
Lehren ins Plastische umgesetzt und im Relief vollkommener gearbeitet,
als die meisten Zeitgenossen. Vor allem hat er auch die Regel eingehalten,
dass die Rahmenebene von keiner Figur nach vorn hin durchstossen
werden darf, dass vielmehr der Raum und alle Bewegung in ihm sich
von vorn nach dem Hintergund hin entwickeln muss.
Sehr schnell beherrschte Hildebrand auch alle Arten und Feinheiten
der Reliefausarbeitung, vom Hoch- bis zum Basrelief. Dabei boten
ihm seine zahlreich ausgeführten Porträtreliefs - von
der angelehnten Büste über die Dreiviertelseitenansicht
wiederum bis zum Basrelief - ein lehrreiches Übungsfeld (Porträts).
Wie Marées´ Bilder aus der gemeinsamen Zeit zeigen die Florentiner Reliefs oft und gerne Paarbeziehungen, gelegentlich sogar zwischen Tier und Mensch (Ledarelief; Marmor, Dresden). Im Gegensatz zu der viel strengeren Tektonik Marées´scher Kompositionen zeichnen sie sich durch die Musikalität der kompositionellen Linienführung aus. Einen Höhepunkt seiner Reliefkunst und der durchdachten Komposition bildet das Amazonentriptychon (1887/88 München, Neue Pinakothek und Köln,Wallraf-Richartz-Museum). Es entstand nach einer Griechenlandreise Hildebrands, die in ihm den Wunsch nach "bewegteren mehrfigurigen Sachen mit Pferden" erweckte.
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Eines der schönsten Beispiele der in Denkmale eingebundenen Reliefs ist das Marmorrelief des, wie in Inspiration vom Schreibtisch aufblickenden Schiller im Schillerdenkmal (Nürnberger Stadtpark). Eingelassen in eine mächtige, rundgiebelgekrönte Steinstele bildet es den Mittelpunkt der breit ausladenden, mit Bänken und geschmückten Eckpfosten versehenen Exedra-Anlage des auf Fernblick hin gestalteten Schillerdenkmals auf einem weiten Platz am Ende einer Allee im Nürnberger Stadtpark. Hildebrand sah durch das "Relief statt einer Undfigur" die Möglichkeit einer "viel intensiveren und unmittelbareren Darstellung des Dichters", der nach den Worten des Bildhauers Dannecker "etwas Adlermäßiges" hatte und "desse Bewegungen immer stark" waren.
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