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Vasilij Vasil'evic Verescagin: Die Enthaupteten

08.05.2017 15:00

"Die Enthaupteten" von Vasilij Vasil'evic Verescagin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vasilij Vasil'evic Verescagin

Die Enthaupteten

wohl zwischen 1877 und 1880

Öl auf Leinwand

145,9 x 120,9 cm

Inv.-Nr. 2016.5

 

 

Eine Landschaft des Grauens eröffnet sich dem Betrachter in Verescagins Gemälde. Durch eine anscheinend endlose flache, schneebedeckte Ebene zieht sich als einzige Landmarke ein niedriger Erdwall, in den Telegraphenmasten gerammt wurden. Durch die daran verlaufenden Leitungen ergibt sich eine strenge Perspektive mit Fluchtpunkt am oberen linken Bildrand. Auf diesen Fluchtpunkt zu laufen – wie Ackerfurchen mit Kohlköpfen anmutend -  unzählige Reihen akkurat angeordneter, abgeschlagener Menschenköpfe. Noch blutende, stark individualisierte Köpfe stecken zum Teil auf kurzen Spießen, die restlichen liegen direkt auf dem blutverschmierten Schnee. Einige hängen gespenstisch zwischen den Drähten der Stromleitung.

 

Das großformatige Gemälde ist mit "W. Wereschagin" signiert, einer üblichen Signatur des russischen Kriegs- und Schlachtenmalers Vasilij Vasil'evic Verescagin (Cerepovec 1842-1904 Port Arthur, China), der seit den 1870er Jahren in der westeuropäischen Kunstwelt präsent war und von 1871 bis 1874 in München lebte.

 

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Das monumentale Gemälde skizzenhaften Charakters ist in der umfangreichen monographischen Literatur zu Verescagin zwar nicht verzeichnet, doch gibt es keinen Grund zum Zweifel an dessen Authentizität. Mehrfach beteiligte sich der politisch engagierte Künstler an kriegerischen Auseinandersetzungen und dokumentierte die erlebten Greueltaten mit erschreckender Realitätstreue. Seine Erlebnisse im sieg-, aber auch verlustreichen Russisch-Osmanischen Krieg 1877-1878 verarbeitete der Künstler in mehr als 100 Bildern und Skizzen, die noch während des Krieges und danach unter anderem in Wien, Berlin, Paris und Budapest gezeigt wurden. Es ist anzunehmen, dass die hier gegebene Schilderung aus diesem Zusammenhang stammt. Dabei ist durchaus denkbar, daß es sich bei den Dargestellten um reale Personen bzw. deren Überreste handelt, die der Maler hier porträtiert hat.

 

Ein Großteil des fragmentierten und weit verstreuten Nachlasses des Künstlers befindet sich heute in der Moskauer Tretjakow-Galerie, von der leider bislang keine Rückmeldung zu diesem beeindruckenden, bislang unbekannten Gemälde zu erreichen war. Weiterführende Hinweise jeglicher Art nehmen wir gerne entgegen.

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