16.05.2013 09:00
Ludwig Gies (1887–1966) Bildhauer der Stille
und der
Ludwig Gies-Preis zur Triennale Kleinplastik
22. Juni bis 29. September 2013
Galerie der Stadt Fellbach und Foyer des Rathauses
Wahrscheinlich ist der Bundes(tags)adler im Plenarsaal des Deutschen Bundestages das
meistreproduzierte Kunstwerk in Deutschland. Sein ursprünglicher Schöpfer
hingegen ist kaum jemandem bekannt. 1887 in München geboren, zählte Ludwig Gies
zeitlebens zu den Stillen im Lande. Der junge Künstler mit handwerklicher
Vorbildung suchte zunächst durch eigentümliche Medaillen und Plaketten – auf
diesem Felde schließlich der wohl bedeutendste Vertreter im 20. Jahrhundert –
den Ersten Weltkrieg als Apokalypse der Moderne zu begreifen. Seit 1918, als er
Dozent in Berlin wurde, entwickelte sich zudem das kleinplastische Werk in Holz
und Elfenbein, in Metall, Keramik und in Porzellan. Dieses begleitete
kontinuierlich ein seit den 1920er-Jahren zunehmend auch großmaßstäbliches
OEuvre: die Kunst am Bau in Bildhauerei, in Wand- sowie Glasmalerei. Unter
seinen expressionistischen Bildwerken war es das Lübecker Kruzifix, das schon 1922 zum Feindbild der
Nationalsozialisten wurde und 1937 die Schandausstellung Entartete Kunst eröffnen musste. Im
sogenannten Dritten Reich in der offiziellen Kunstszene verfemt und aller Ämter
enthoben, trug Gies ab 1950 bis nahe zu seinem Tode 1966 als Professor an den Kölner Werkschulen zum künstlerischen
Neubeginn figurativer Bildhauerei in Deutschland bei.
Von altägyptischen Vorbildern inspiriert, entwickelte der Künstler im
versenkten Relief – Medium zwischen Malerei und Bildhauerei – seinen
unverwechselbar eigenen Stil. Inhaltlich war es ihm Ausdrucksmittel
transzendentaler Vorstellungen. Begriff er Kosmos und Natur als Manifestation
göttlicher Schöpferkraft, so abstrahierte er die eigenen Formwerdungen
gegenüber ihrem dinghaften Vorbild und verstand das Ornament als Symbolträger.
Das Bild des einsamen Menschen, des Paares oder der (heiligen) Familie bestimmt
seine Motivwelt. Unabhängig von realer Größe und Maßstab prägt eine innere
Monumentalität von Form und Ausdruck die plastischen Werke. Die 54 in der Galerie der Stadt Fellbach gezeigten
bilden das Ludwig Gies-Kabinett im
Leverkusener Museum Morsbroich,
das seinen künstlerischen Nachlass bewahrt. Als Leihgaben von LETTER Stiftung, Köln, kommen insgesamt
109 Kleinreliefs – Medaillen und Plaketten – hinzu.
In Erinnerung an Ludwig Gies errichtete LETTER
Stiftung den Ludwig Gies-Preis
für Kleinplastik. Die Preisträgerwahl durch den Kölner
Stiftungsvorstand erfolgt seit 1995 regelmäßig – nunmehr zum siebten Male – im
Kontext der Fellbacher Triennale
Kleinplastik und aus dem Kreis der dort Ausstellenden. In diesem
Jahr geht der Preis an den 1967 in Glasgow geborenen Nathan Coley. Den
Ausgezeichneten, die jeweils ein Preisgeld erhalten, wird durch den
Oberbürgermeister der Stadt Fellbach namens der Stiftung ein vom Gies-Schüler
Hans Karl Burgeff (1928–2005) zu diesem Anlass geschaffenes Kleinrelief
überreicht. Außerdem erwirbt die Stiftung Werke der Preisträger und stellt sie
der Galerie der Stadt Fellbach
sowie dem Museum des jeweiligen Ausstellungskurators als unbefristete
Dauerleihgabe zur Verfügung. Zeitgleich zur Ausstellung Ludwig Gies wird die Mehrzahl dieser 20
Arbeiten von elf Künstlerinnen und Künstlern aus sieben Triennalen gezeigt; die
Arbeit Camouflage Church (Green) des
diesjährigen Preisträgers ist in der aktuellen Triennale Kleinplastik präsent und anschließend in der
Sammlung der Stadt Fellbach beheimatet.
Nathan Coley Camouflage Church (Green) 2005 Hartfaserplatte, bemalt 84,0 x 45,0 x 30,0 cm Inv.-Nr. 2013.68 |
Ausstellung
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit LETTER
Stiftung, Köln. Sie wird am 22. Juni 2013 um 17 Uhr zusammen mit
der 12. Triennale Kleinplastik
in der Alten Kelter Fellbach, Untertürkheimer Straße 33, eröffnet.
Ausstellungsort
Galerie der Stadt Fellbach (Marktplatz 4) und Rathaus Fellbach, Foyer
(Marktplatz 1)
Öffnungszeiten
22. Juni bis 29. September 2013
Di – Fr 16 – 19 Uhr, Sa – So 14 – 18 Uhr
Eintrittspreise
Eintritt frei
Katalog
Der Katalog (48 Seiten / 156 farbige Abbildungen) ist zusammen mit dem Katalog der 12. Triennale Kleinplastik zum Gesamtpreis von 24 Euro in der Ausstellung erhältlich.
Veranstalter und Information
Stadt Fellbach – Kulturamt, Marktplatz 1, 70734 Fellbach
Telefon (0711) 5851-364, Telefax (0711) 5851-119
E-Mail: kulturamt@fellbach.de
Internet: www.fellbach.de; www.triennale.de