14.03.2019 09:00
Wie steht eine aus Privatbesitz der Gemäldegalerie der Akademie
geliehene Sibylle zu Solimenas gleichnamigem Bild, das 1822 mit dem
Legat des Grafen Lamberg-Sprinzenstein in die Gemäldesammlung kam?
In einem mündlichen geführten Vergleich der beiden Gemälde wollen wir
dem Stellenwert der beiden Bilder nahekommen: Variante, Kopie,
Neufassung, Funktion und Datierung.
Immer wieder tauchen in Privatsammlungen und am Kunstmarkt Bilder auf,
deren enge Beziehungen zu Kunstwerken in den öffentlichen Sammlungen
Fragen nach Prioritäten aufwerfen. Ein Bild des führenden
neapolitanischen Spätbarockmeisters Francesco Solimena, das am Beginn
des 20. Jahrhunderts aus einer Wiener Privatsammlung verkauft wurde und
auf mancherlei Umwegen in die Sammlung von LETTER Stiftung nach Köln kam, kann als
Beispiel für Solimenas Arbeitsweise dienen, die im eigenhändigen
„Recycling“ einmal gefundener Kompositionslösungen zum europaweiten
Erfolg dieses Malers beitrugen. Gerade Solimena konnte in der Zeit, als
Neapel durch österreichische Vizekönige regiert wurde (1707-1734), seine
kunstreichen Bilder über die Alpen exportieren. Sie wiederum gaben zum
Entstehen einer österreichischen Rokokomalerei wesentlichen Anstoß;
umgekehrt wurden begabte mitteleuropäische Maler (z.B. Gran, Troger) mit
Stipendien zum Studium nach Neapel geschickt, um in der großen
Werkstatt des Solimena Funktion und Organisation eines solchen
Betriebes kennenzulernen.
Vortrag von Wolfgang Prohaska Donnerstag, 21. März 2019, 19.00 Uhr
Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien zu Gast im Theatermuseum
Das Gemälde von Francesco Solimena aus der Sammlung von LETTER Stiftung Köln wird auch über den Vortrag hinaus im Theatermuseum im Vergleich gezeigt, um so allen Besuchern zu ermöglichen, im parallelen Betrachten eigene Rückschlüsse zu ziehen.